Aufruf von unserern ehrenamtlichen Kollegen aus Marzahn:
Liebe leute,gestern nacht gab es einen brandanschlag auf das containerlager in marzahn. unten dazu ein kommentar und aktualisierter aufruf unsererseits zu unserer morgigen kundgebung in marzahn. wir bitten euch den aufruf weiter zu verbreiten und natürlich möglichst mit vielen leuten morgen zu erscheinen.
Mit Schrecken haben wir heute morgen von zwei weiteren Brandanschlägen auf bewohnte Geflüchtetenunterkünfte lesen müssen. Während in Neustadt an der Waldnaab(1) Mobiliar im Erdgeschoss in Brand gesteckt wurde, beobachtete der Sicherheitsdienst an der Marzahner Schönagelstraße, wie vier vermummte und dunkel gekleidete Personen neun mit Stoff umwickelte brennende Holzlatten über den Zaun warfen (2). Ein Bewohner löschte die brennenden Latten mit einem Gartenschlauch. Verletzt wurde in beiden Fällen glücklicherweise niemand.
Zuletzt war in Marzahn-Hellersdorf eine deutliche Zunahme rassistischer Vorfälle registriert worden (3). Allein im ersten Halbjahr 2015 waren 84 Ereignisse bekanntgeworden, teilte die Antirassistische Registerstelle an der Alice Salomon Hochschule letzten Samstag mit. Für das gesamte Jahr 2014 waren dort 85 rassistische Vorfälle gezählt worden – es handelt sich somit um eine Verdoppelung der Fallzahlen.
Wir haben für Samstag vor dem Eastgate-Einkaufszentrum in Marzahn eine Kundgebung angemeldet, um am Jahrestag des ersten rassistischen Mordes der BRD in der Hamburger-Halskestraße und der Pogrome von Rostock-Lichtenhagen dieser Ereignisse zu erinnern und gleichzeitig ihre Aktualität zu betonen: Wir wollen über rassistische Morde in Marzahn und vor allem die aktuellen Mobilisierungen gegen die Geflüchtetenunterkünfte sprechen, die nun in dem Brandanschlag einen traurigen bisherigen Höhepunkt finden.
Wir halten an der Mobilisierung für Samstag fest, werden aber natürlich den aktuellen Angriff auf die Unterkunft in den Mittelpunkt rücken. Wir hoffen umso mehr auf zahlreiche Teilnehmer_innen, die mit uns nach Marzahn fahren.
Wir treffen und am Samstag um 15.15 Uhr am Ausgang Sonntagsstraße des Bahnhofs Ostkreuz zur gemeinsamen Anreise. Durch den Anschlag ist die Lage ein wenig unübersichtlicher geworden: Wir raten euch dringend gemeinsam anzureisen und bis zur Abfahrt regelmäßig unsere Facebookseite oder -Event zu zu checken, um kurzfristige Ankündigungen zeitnah mitzukriegen.
https://www.facebook.com/deutschland.demobilisieren
https://www.facebook.com/events/388006034726580
1) Artikel von br.de
2) Artikel von BZ
3) Artikel Neues Deutschland
deutschland demobilisieren <demob@naturfreundejugend-berlin.de> hat am 16. August 2015 um 17:32 geschrieben:
Gegen die deutschen Zustände!
Den Opfern rassistischer Morde gedenken. Pogrome verhindern!
Kundgebung vor dem Eastgate in Berlin-Marzahn (Marzahner Promenade 1A,
12679 Berlin) am 22.08.15, 16 Uhr. Treffpunkt am S-Ostkreuz 15.15h, Ausgang Sonntagsstraße
Der 22. August 2015 ist der 35. Jahrestag des Brandanschlages in der Hamburger Halskestraße, bei dem Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân von
Rassist_innen ermordet wurden. Zudem ist er der 20. Jahrestag des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen, bei dem das sogenannte
Sonnenblumenhaus durch den Mob gestürmt und in Brand gesetzt wurde, so dass die dort untergebrachten vietnamesischen Vertragsarbeiter_innen und
geflüchteten rumänischen Rom_nja am Ende evakuiert werden mussten. Auch in Marzahn mordeten Rassist_innen: 1992 wurde Nguyễn Van Tu am
Brodowiner Ring erstochen, 2008 durfte Cha Dong N. nicht mehr weiterleben, weil Tino W. seinen Ankündigungen “selbst etwas dagegen zu
unternehmen, wenn die Behörden schon nichts tun würden” Taten folgen ließ.
Auch heute organisieren sich allerorten Rassist_innen, attackieren als fremd Erkannte auf der Straße und versuchen sie aus ihren Lebenswelten
zu vertreiben. In Deutschland brennen ständig neu geplante Geflüchtetenunterkünfte, im Schnitt gab es mehr als einen Angriff pro Tag auf sie. Zudem versammelt sich an zahlreichen Orten der Mob vor geplanten wie bereits bewohnten Unterkünften, organisiert Fackelmärsche oder sprengt Informationsveranstaltungen. In Marzahn kommt es seit
November 2014 zu wöchentlichen Aufmärschen mit bis zu 1000 Anwohner_innen, Hools und Nazis. Das montägliche Rassist_innen-Spektakel findet ganz in der Nähe des Ortes statt, an dem Nguyễn Van Tu erstochen worden ist. Bereits wenige Tage nach dem Bezug der Unterkunft kam es zu dem ersten körperlichen Angriff der Rassist_innen, die sich regelmäßig vor dem Containerlager treffen. Einige Geflüchtete möchten wieder aus dem Lager ausziehen, weil sie sich dort nicht sicher fühlen.
Wir finden es unerträglich, wenn Geflüchtete heute wie vor zwanzig Jahren von Politiker_innen verunglimpft, von Behörden schikaniert und in Sammellagern zusammengepfercht und durch die EU-Außengrenzen ermordet werden. Wir finden es unerträglich, wenn Rassist_innen ungehindert Geflüchtete einschüchtern, bedrohen und angreifen können. Wir finden es unerträglich, wenn mit den Rassist_innen der Dialog gesucht wird, statt sie in die Schranken zu weisen. Wir finden es unerträglich, wenn von den „Ängsten und Sorgen“ der Bürger_innen gesprochen und damit rassistische Ressentiments verschleiert werden, anstatt die realen Ängste der Geflüchteten ernst zu nehmen. Und wir finden es unerträglich, wenn die große Mehrheit der Marzahner Bevölkerung zur rassistischen Hetze der „Montagsdemos“ schweigt und viele den Rassist_innen sogar aktiv zustimmen.
Unsere Mindestforderungen gegen diese unerträglichen Zustände sind daher:
die konsequente Zerschlagung aller rassistischen Netzwerke, ob auf Facebook, am Stammtisch, im Verein, Betrieb oder in der Politik
die Umquartierung aller Rassist_innen aus Marzahn an einen abgelegenen und gut gesicherten Ort, an dem sie keine Geflüchteten angreifen können
ein aktives und dauerhaftes Gedenken an die rassistischen Morde in Berlin-Marzahn, Hamburg-Halskestraße und alle rassistischen Angriffe bundesweit
die Abschaffung aller Grenzen und freie Entscheidung über denAufenthaltsort inklusive einer schönen und geräumigen Wohnung nach eigener Wahl für alle Menschen, ob Geflüchtete oder Nicht-Geflüchtete
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