Von unserer Ehrenamtlichen Kollegin aus München:
Am Dienstag landete ich am Münchner Flughafen, nach einem langen Auslands Aufenthalt, indem ich von den Medien abgeschnitten war. Als ich in meiner Wohnung ankam und die Nachrichten eingeschaltete konnte ich meinen Augen nicht trauen was ich sah. Sofort entschied ich mich zum Münchner Hauptbahnhof zu fahre, damit ich vor Ort helfen konnte. Bereits als ich an kam nahm ich das Chaos, über das ich zuvor durch den Fernseher informiert wurde war. Überall irrten verzweifelte Leute mit großen Tüten, teilweise barfuss oder mit komplett zerrissener Kleidung herum.
Am Nordeingang des Bahnhofes meldete ich mich bei der Polizei vor Ort als freiwillige Helferin und konnte sofort bei dem Sortieren der Massen an Spenden-Tüten helfen. Es kamen immer mehr Spenden und Helfer an, bis die Polizei niemanden mehr in den abgesperrten Bereich gelassen hat und wir auch keine Spenden mehr annehmen durften. Es war wirklich beeindruckend wie die Münchner zusammengearbeitet haben. So viel zum Thema Rechtsradikalismus in München.
Als ich merkte, dass vor Ort viel zu viele Helfer anwesend waren, entschied ich mich mit einem Freund der Arabisch spricht in das Hauptgebäude zu gehen und dort nach Familien zu suchen die herum saßen und hilfsbedürftig aussahen. Wir entschieden uns die verschiedenen Familien anzusprechen, damit wir wenigstens die Kinder einkleiden konnten, die für diese Temperaturen viel zu dünn angezogen waren. Die Eltern vertrauten uns, ohne irgendwelche Bedenken ihre Kinder an, damit wir sie in den abgesperrten Bereich mitnehmen und einkleiden konnten. Außerdem packten wir den Kindern Essen und Getränke in die Taschen, und brachten sie zurück zu ihren Eltern, denn diese Familien wollten weiter in andere Städte reisen um zu ihren Familien zu gelangen und hatten deshalb noch lange Bahnfahrten vor sich.
Bereits am Hauptbahnhof fiel mir auf,dass die Flüchtlinge in uns sehr viel Vertrauen gesteckt haben. Welche Eltern in Deutschland würden einem wild Fremden die eigenen Kinder in einem fremden Land anvertrauen? Das zeigt doch schon wie verzweifelt diese Familien sind.
Die wirklich einschneidensten Erlebnisse machte ich am Sonntag, als ich in einer Flüchtlings Erstaufnahmestelle in der Nähe von München geholfen habe. Wir Freiwilligen Helfer sollten in der Kleider Halle bleiben, damit wir uns nicht mit Krankheiten wie Hepatitis ansteckten. doch das war mir egal denn ich war gegen fast alles geimpft und habe bereits mehrere Jahre in einem dritte Welt Land gelebt ohne krank zu werden. Also mischte ich mich unter die Flüchtlinge und merkte dass man hier deutlich mehr ausrichten konnte.
Ich fand eine Familie von der die Frau ein Baby im Arm hielt, als ich genauer hingeschaut habe bemerkte ich dass das Kind noch keine 5 Tage alt sein konnte. Es war noch blut beschmiert von der Geburt und lediglich ein dünner Schal sollte es vor der Kälte schützen. Die Mutter war voellig appatisch und traumatisiert denn wie ich später erfuhr hat sie das Kind vor 2 Tagen am Bahnhof in Budapest zur Welt gebracht. Das Baby und die Mutter wurden umgehend medizinisch versorgt und zum Glück waren beide gesund.
Viele Eltern waren so erschöpft von den letzten Monaten und fühlten sich letztendlich in Sicherheit, so dass sie uns die Kinder in die Haende drückten, damit sie sich kurz entspannen konnten. Ein Vater reichte mir ein ca, 2 Monate altes und fast nackiges Baby damit ich es anziehen konnte. Natürlich kümmerte ich mich gleich um das Kleine. Auch viele anderen Mütter reichten uns ohne ein Wort ihre Babies da sie so erschöpft waren.
Nachdem am Abend Ruhe einkehrte und alle Flüchtlinge ein Bett gefunden hatten in dem sie schliefen bin ich in eine der Hallen gegangen und hörte ein Baby laut schreien plötzlich fing es an zu husten und ich sah dass sich die Mutter, erschöpft, nicht bewegte. Sofort rannte ich zu dem Baby und holte es unter der Decke hervor. Nachdem es wieder mehr Luft bekommen hatte und sich auf meinem Arm beruhigte hatte legte ich es wieder zu der Mutter, die so tief und fest schlief, dass sie von all dem nichts mitbekommen hat. Dies war kein Einzelfall, die schlafenden Mütter und Väter hörten ihre Kinder nicht weinen, so dass wir Helfer die Kinder versorgten. Generell waren einfach alle ausnahmslos erschöpft. Eine Mutter erzählte mir dass es das Erste mal seit mehr als 1,5 montan für sie war, dass sie ohne Angst um ihre Familie schlafen konnte. Sie zeigte mir Bilder von den letzten Schlafplaetzen die wie zum Beispiel unter Brücken, auf dem Waldboden oder in Feldern.
Nach diesen Eindrücken, die gezeigt haben wie toll die Münchner zusammen gehalten haben muss man auch noch mal dankend Angela Merkel erwähnen, die den festgesessenen Flüchtlingen in Ungarn die Möglichkeit zur schnellen Einreise nach Deutschland gegeben hat. Von den Syrer wird sie genannt “Mama Merkel”!