Mutige syrische Islamwissenschaftlerin spricht über Flüchtlinge, Islam uvm.
VIDEO: Hier (40 Minuten lang)
Transkript der ersten 3 1/2 Minuten des 40 Minuten langen Videos:
Ich kann hier nicht mehr Schweigen.
Also, man muss sagen dass es eine riesengrosse Diskrepanz gibt zwischen den Nachrichtenberichtserstattungen und der realen Situation in Syrien.
Ich bin in Syrien geboren, hab noch einen Teil meiner Familie in Syrien, ein Teil ist weggegangen. Politisch motiviert, aber auch muss man sagen, wirtschaftlichspolitisch motiviert.
Mein Halbbruder ist in Syrien, seine Töchter studieren dort, mein Cousin ist Tanzlehrer an der Universität, wenn man facebookeintraege sieht merkt man das ist wie bei uns hier in Wien, also das Leben funktioniert noch.
Natürlich hat sich vieles verändert. Die Preise sind explodiert, Stromausfälle gibt es ganz viele, also das Leben ist anstrengender geworden, keine Frage.
Und es ist auch keine Frage das Assat einerseits natürlich seine Gegner verfolgt hat, eingesperrt gefoltert und ermordet hat, auf der anderen Seite haben wir aber auch die Islamisten die die Leute schikanieren und verfolgen, teilweise Muslime selbst die nicht nach ihrer Ideologie leben wollen,
aber auch Christen und viele andere Minderheiten, religiöse, Drusen, und so weiter, Aleviten, …
Aber in Syrien selber gibt es genug Fläche, Städte, Regionen, Gebiete, die nicht umkämpft sind, wo es funktioniert, wo es eine funktionierende Infrastruktur gibt, mit medizinischer Versorgung, Ausbildung, Arbeit, Studium. Das heisst, man kann entweder innerhalb von Syrien natürlich nach Schutz suchen, oder in den Nachbarländern. Wir haben Libanon, wir haben Jordanien, die Türkei, wo die Menschen bereits in Sicherheit waren. Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Zwei meiner Neffen sind bereits im Jahr des Konflikts, 2011, in die Türkei ausgereist weil sie nicht in den militärischen Konflikt einbezogen werden wollten.
In der Türkei hatten sie sogar eine Wohnung und Arbeit , beide, das ist wie ein sechser im Lotto, und sind dann aber 2015, als die ganzen Grenzen in Europa gefallen sind, gekommen. Haben sich auf den Weg gemacht. Dann wurde das gestoppt, hingen dann in Serbien fest, haben mich dann angerufen “Tante kannst Du mich abholen”? Natürlich nicht.
Was ich sagen will damit ist: Sie sind ohne Not gekommen. Sie waren bereits in Sicherheit, sie hatten Arbeit, sie hatten eine Existenz.
Man muss dazu sagen das dieser Wunsch nach Europa zu kommen, speziell nach Deutschland, Österreich oder auch Schweden schon seit Jahrzehnten in den Köpfen rumspuckt. Weil es natürlich hier Wohlstand gibt, weil es auch eine stabile Gesellschaft gibt, auch keine politische Verfolgung. Das kann man auch niemanden verübeln, jeder Mensch hat das Recht nach seinen Glück zu streben.
Aber es ist ein Unterschied, ob ich mich als Flüchtling ausgebe der verfolgt ist, oder ob ich einfach nur dass Land aussuche das mir die höchste soziale Leistung bietet.
Und wenn das so weiter geht werden unsere sozialen Systeme kollabieren. Das
Gesundheitswesen leidet, Pensionskassen, wer soll das alles bezahlen wenn sowenige einzahlen? Es wird kollabieren. Wir müssen uns wirklich anschauen wer hat wirklich Anspruch auf Asyl.
SIE POSITIONIEREN SICH EIGENTLICH GEGEN IHRE EIGENEN LANDSLEUTE:
Nicht pauschal. Einzelfallprüfung.
Meine Cousine zB. war Reporterin, die war wirklich verfolgt. Die musste erst in die Türkei, ist dann weiter nach Schweden. Sie wurde wirklich persönlich bedroht vom Geheimdienst.
Aber auch ein grosser Teil meiner Familie sind so gekommen” Schauen wir uns mal Deutschland an, Österreich an.” Muss ich ganz klar sagen.